Montag, 17. September 2012

Tag 33 am 17.09.2012 von Beaune nach Chagny

Es war eine recht kühle Nacht, nicht zu vergleichen mit den Nächten meiner Frühjahrswanderung. Dafür war es aber trocken. Leicht fröstelnd stand ich gegen 07:00 h auf und baute, nach der Morgentoilette, mein Zelt ab.

Als ich um 08:00 h den Zeltplatz verlassen wollte, öffnete gerade das kleine angegliederte Restaurant. Eine günstige Gelegenheit auf die Schnelle einen großen Kaffee zu trinken und zwei Croissants zu essen. Danach brach ich auf.

Nach kurzer Strecke durch die Stadt führte mich mein Weg entlang eines idyllischen Bachlaufes aus Beaune hinaus.

 
Schon sehr bald befand ich mich wieder zwischen Weinfeldern und Weinbergen, die mich den gesamten Tag begleiten sollten. Anhand der Wegbeschreibung konnte ich meine Wegkennzeichnung schnell aufnehmen. Zufrieden stellte ich fest, dass die Kennzeichnung des Jakobsweges hier deutlich dichter war als bisher.


Es ging gut voran und schon bald erreichte ich das kleine aber feine Weindorf  Pommard.


Ich durchquerte das Dorf und traf kurz hinter dem Ortsausgang auf das Pilgerpärchen, das ich schon bei meiner Ankunft in Beaune beobachtet hatte. Die Beiden saßen auf  einer der typischen, aufgeschichteten Steinmauern zwischen den Weinfeldern. Sie telefonierten mit ihrem Handy. In einem kurzen Gespräch erfuhr ich, dass sie sich bereits erfolglos nach einer Unterkunft im morgigen Etappenziel Moroges erkundigt hatten. Nun bemühten sie sich um ein Ausweichquartier, das nicht zu weit abseits des Weges liegen sollte. Das stellte sich aber als schwierig heraus. Die Anzahl der bezahlbaren Unterkünfte war in und um Moroges herum halt sehr begrenzt.

 Ich machte mich schon einmal mit dem Gedanken vertraut, am morgigen Abend irgendwo in der Wildnis oberhalb der Weinfelder in meinem Zelt zu übernachten. Campingplätze gab es in dieser Gegend ebenfalls nicht.

Guten Mutes ging ich weiter durch die Weinfelder und Weinberge und genoss die Landschaft. Gedanken darüber, wie und wo ich die übernächste Nacht verbringe würde, konnte ich mir schließlich dann machen, wenn das Problem anstand.

Links und rechts meines weiteren Weges waren in den Anbauflächen Gruppen von Kleinbussen und kleinen Lkw zu sehen.

In den schier endlosen Reihen von Weinstöcken wurden bereits von zahlreichen emsigen Erntehelfern per Hand die kostbaren Trauben geerntet und eingefahren.

In der Mittagszeit erreichte ich den Ort Meursault, der Heimat einiger hochwertigster Burgunderweine. Schon aus der Ferne konnte ich den Kirchturm einer stattlichen Kirche aus dem 14. Jahrhundert sehen.


In Meursault selbst gab es einen schönen Stadtplatz mit einer Brunnenanlage und einem sehenswerten Rathaus zu bewundern. Hier im Rathaus bekam ich auch meinen Stempel für den Pilgerpass.

 
In einem kleinen Supermarkt kaufte ich mir frisches Obst und zwei Dosen Bier für meinen weiteren Weg bzw. für den Abend. Ich war mir nicht sicher, ob es in meinem Zielort Chagny noch Einkaufsmöglichkeiten geben würde.

Hinter Meursault setzte sich mein Weg erneut durch riesige Weinfelder fort. Er führte mich in das Örtchen Puligny-Montrachet. Hier, in einem unerwartet schönen und durch Erntearbeiter überraschend gut besuchten Restaurant, trank ich mir im Garten zwei Biere vom Fass. Eine sehr willkommene Erfrischung, nach meinem Weg über die staubigen Wirtschaftswege der Weinbauern.

Bereits in den Mittagsstunden bewölkte sich der Himmel immer stärker. Das sah wirklich nicht gut aus. Hoffentlich würde es nicht schon am ersten Tag regnen.

Gegen 14:00 h erreichte ich den Zeltplatz in Chagny. Schnell baute ich mein Zelt auf, wobei mich „der kleine Hunger“ überkam. Nach getaner Arbeit nahm ich aus meinen Vorräten eine Zwischenmahlzeit zu mir. Währenddessen kam die Sonne auch mehr und mehr wieder zum Vorschein, so dass es noch ein sehr schöner Nachmittag wurde.

Chagny war zu meiner Überraschung eine schöne Kleinstadt mit zahlreichen Geschäften, Cafés und Gaststätten. Mein Weg durch die Stadt führte mich auch zu dem prächtigen Rathaus, an dem ich mir einen weiteren Stempel für meinen Pilgerpass einholte.


Besonders gefiel mir in dem Ort ein größerer Stadtplatz, umsäumt von schnuckeligen Straßencafés und Restaurants. Der Platz war insgesamt leicht abschüssig angelegt. An einer Längsseite des Platzes gab es eine Brunnenanlage mit mehreren Wasserfontänen, deren Wasser als flacher Strom über den Rand des Platzes hinweg abfloss. Hier kühlte ich mir ausgiebig meine Füße.

Als besonderer Blickfang prangte in der Mitte des Platzes ein gut drei Meter hoher gallischer Hahn. Er war aus unbehandelten Eisenplatten zusammengeschweißt und mit einer rostbraunen Patina überzogen. Obwohl es sich hier um ein wenig filigranes Kunstobjekt handelte, passte er sehr gut ins Stadtbild.

 
Weiter lief ich durch den Ort, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein schien.


Ich setzte mich in ein Café und genoss die Sonne.

Danach ging ich in Richtung Supermarkt, den ich an einer Kreuzung in einiger Entfernung entdeckt hatte. Dort wollte ich mir eine Flasche Wein und etwas zu Essen für die Nacht besorgen.

Vor dem Supermarkt traf ich erneut auf das Pärchen, das mir heute schon hinter Pommard über den Weg gelaufen war.

Moni und Thomas, so hießen die Beiden, kamen aus der Pfalz. Schnell kamen wir ins Gespräch. Es fiel mir teilweise nicht leicht, ihrem Pfälzer Dialekt zu folgen  ;o). Schon nach wenigen Sätzen stellte ich fest, dass die Chemie zwischen uns stimmte. Sympathische Leute halt.

Ich ließ mich von meinem Einkaufsvorhaben abbringen. Gemeinsam suchten wir eine Gaststätte auf, um dort eine Kleinigkeit zu trinken und um uns zu unterhalten. Wir haben viel gelacht und die Zeit verging wie im Flug. Wie ich erfahren habe, sind die Zwei schon einmal den „Camino francais“ gegangen. Moni hat darüber sogar bei einem kleinen Verlag ein Buch veröffentlicht, um das ich mich in jedem Fall bemühen werde.

Um kurz vor 19:30 h trennte ich mich von Moni und Thomas, um auf meinen Freizeitschuhen (Espadrilles) zurück zum Supermarkt zu sprinten. Schließlich musste ich mir doch noch mein Abendbrot besorgen.

Die Zeit war knapp, aber als einer der letzten Kunden, hatte ich Glück.

Danach ging es zurück um Campingplatz. Erneut kühlte es sich stark ab und die Dunkelheit kam mit großen Schritten. In der Dämmerung schwirrten Fledermäuse durch die Bäume über meinen Sitzplatz, während ich mein Abendbrot zu mir nahm.

 
Als es bereits dunkel geworden war, gesellte sich Peter aus Köln zu mir. Er kam gerade mit seinem Rad zurück zu seinem Zelt. Er war der Bewohner des Kleinzeltes, das im Laufe des Nachmittags während meiner Abwesenheit, in meiner direkten Nachbarschaft aufgeschlagen wurde.

Peter war mit seinem Liegefahrrad von St. Nazaire (Atlantikküste) aus die Loire hochgefahren. Nun war er auf dem Weg nach Mulhouse. Von dort wollte er den Rhein hinunter bis in seine Heimatstadt radeln. Gemeinsam leerten wir die Flasche Rotwein und tauschten unsere Erfahrungen und Erlebnisse in Frankreich aus.

Um kurz nach 22:00 h trennten wir uns und krochen in unsere Zelte. Ich wünschte ihm noch eine „gute Fahrt“ und er mir einen „Bon Camino“. In dieser Nacht war nur gutes Publikum auf dem Campingplatz, es herrschte absolute Stille. In meinem Schlafsack schlief ich tief und fest, ohne auch nur ein einziges Mal bis zum nächsten Morgen aufzuwachen.

 

 

 

 

 

 

 

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