Dienstag, 12. Juni 2012

Tag 26 am 12.06.2012 von Langres nach Auberive

Gegen 06:15 h wachte ich auf. Der Blick aus dem Fenster war weniger schön, da ein feiner, gleichmäßiger Nieselregen fiel. Ich schaute mich erstmals in der Küche der Pilgerunterkunft etwas genauer um. Tatsächlich fand sich eine kleine Kaffeemaschine, Filtertüten und eine angebrochene Tüte Kaffee. Ich brühte mir eine große Tasse Kaffee auf und der Morgen war erst einmal gerettet.

Ich packte meine sieben Sachen in den Rucksack. Um 07:20 h stand das große Stahltor zum Kirchenamtshof offen. Ich zog die Regenkleidung an, setzte meinen Hut auf und zog die Regenhülle über den Rucksack.

Dann ging es im mittlerweile strömenden Regen los.


Der Weg führte zunächst auf Trampelpfaden durch Wiesen mit zum Teil hüfthohen Wildgräsern durch eine Talsenke auf einen Bergrücken hinauf. Dort oben gab es die bekannten weitläufigen Felder, die durch lehmige Fahrwege durchzogen wurden. Der nasse Lehm klebte an den Schuhen und machte diese schwer.


Schon bald war ich froh über meine Entscheidung, direkt das Regenzeug angezogen zu haben. Ansonsten wäre ich sicherlich schon in der ersten Stunde bis auf die Haut durchnässt gewesen.

Nach gut einer Stunde erreichte ich das „Reservoir-de-la-Mouche“, einen künstlichen Stausee. Obwohl dies im Grunde ein recht idyllischer Ort war, wirkte die Landschaft im ständigen Nieselregen doch eher trist.


Danach verlief der Weg fast ausschließlich durch Waldgebiete. Die Überschrift der Wegbeschreibung „An Quellen und Bächen“ machte dem Weg alle Ehre. Tatsächlich war der Weg an vielen Stellen aufgeweicht oder hatte sich in riesige Pfützen verwandelt. Zum Teil quollen direkt beachtliche Bäche aus dem Waldboden, um danach quer über den Wanderweg abzufließen.

Fette Weinbergschnecken, selbst im Wald, waren Symbol dafür, wie langsam ich voran kam. Dank der matschigen Waldwege und des Regenanzugs, in dem der Schweiß kondensierte, brauchte ich ganz offensichtlich deutlich mehr Zeit für diese Tagesetappe.


Waren in der Wegbeschreibung für die Strecke Langres – Perrogney-les-Fontaines 3:45 Stunden veranschlagt, brauchte ich allein dafür schon 6:10 Stunden.

Letztendlich war ich froh über jedes kleine Dörfchen, in denen es ein paar hundert Meter über Asphalt ging. Hier war ein wirkliches Vorankommen zu spüren, ohne dass man jeden Schritt vorsichtig setzen musste, um nicht auszurutschen oder umzuknicken.


Nach etwa 19 Kilometern, kurz nach Perrogney-les-Fontaines, hatte ich die Nase voll.

Hier hatte ich den Wanderweg GR 7 aus den Augen verloren, also entschloss ich mich den Restweg bis Auberive über schwach befahrene Landstraßen zu gehen.

Ich konnte den GR 7 zwar noch einmal aufnehmen. Trotz das die Wegbeschreibung eine Abkürzung von zwei Kilometern bei Nutzung eines Forstweges versprach, war ich nach den Erfahrungen des Tages vorsichtig geworden und nutzte bei diesen Witterungsbedingungen lieber die Asphaltpiste

Am späten Nachmittag kam ich endlich in Auberive an. Fast direkt am Ortseingang stieß ich auf das
Gîte „La Boulangerie“, einem Häuschen, an dem der Zahn der Zeit seine deutlichen Spuren hinterlassen hatte. Immerhin fiel auf, dass in dem Haus neue Fenster mit Rollladen verbaut wurden.


Noch während ich mir aus dem Wörterbuch einen Satz für einen Anruf, unter der dort angebrachten Telefonnummer zusammensuchte, kam eine freundliche, ältere Dame des Weges, die offensichtlich gerade vom Einkaufen kam.

Es handelte sich um Mme. Thierry, die Betreiberin des Gîtes. Mein Anruf hatte sich damit erledigt.
Mme. Thierry nahm mich mit in ihre nahe gelegene Wohnung. Ich bekam im Wintergarten erst einmal ein Bier für den durstigen Wanderer hingestellt. Daneben legte Mme. Thierry eine riesige Schwarte von einem Wörterbuch deutsch-französisch. Nach einem radebrechenden Gespräch konnte ich das Gîte für eine Nacht für 35 Euro mieten.

Abermals hatte ich eine komplette Wohnung für mich alleine und die Ausstattung ließ keinerlei Wünsche übrig. Es gab eine Waschmaschine, eine komplette Einbauküche samt Backofen und Mikrowelle, ein Wohnzimmer mit TV, ein blitzsauberes Bad mit Handtüchern und unter dem Dachgiebel ein wunderschönes Schlafzimmer.



Ich habe erst einmal alle zu trocknenden Sachen auf einem großen Treppenabsatz des Hauses ausgebreitet. Danach ging ich ausgiebig Duschen, Die nasskalte Witterung hing mir in den Knochen und ich fröstelte ein wenig.

In den Abendstunden hörte es tatsächlich auf zu regnen. Die Straßen trockneten überraschend schnell ab. Ich zog mich noch einmal an, um den kleinen Ort ein wenig zu erkunden. Dieses war schnell erledigt. Innerhalb von maximal fünf Minuten hatte man den ganzen Ort gesehen.
Immerhin gab es neben einem Postamt einen kleinen Lebensmittelhändler, der auf der Fläche eines mittleren Wohnzimmers so ziemlich alles im Angebot hatte. Ich kaufte eine Flasche Wein für den
Abend, das übliche Baguette sowie etwas Wurst und Käse.

Danach ging ich noch hinunter zum Flüsschen Aube. Hier gab es die weitläufigen Gemäuer und noch existierenden Gebäude einer ehemaligen Abtei zu sehen.

 
Leider setzte schon bald wieder der Regen ein und ich begab mich zurück ins Gîte, wo ich unter einer kuscheligen Wolldecke einen geruhsamen Abend verbrachte.