Danach baute ich das Zelt ab und packte
meine sieben Sachen, inklusive der geöffneten Flasche Wein, in meinen Rucksack.
Anschließend verließ ich den Zeltplatz in
Richtung Stadt.
Das Thermometer im Zufahrtbereich des
Zeltplatzes stand auf 3o Celsius. Auch mein für dieses Jahr letzter Tag in Frankreich schien sonnig zu werden.
Am Stadteingang überquerte ich abermals die Brücke über die „La Grosne“, einem kleinen Fluss ohne erkennbare Fließgeschwindigkeit.
In der Stadt suchte ich als erstes ein Sportcafé (mit Wettbüro) auf, welches schon am frühen Morgen geöffnet hatte. Hier versammelten sich bereits Arbeiter, Angestellte und Studenten auf einen kleinen „Café noir“, ohne den in Frankreich nichts zu funktionieren scheint. Ich gönnte mir dort zwei „Grand Café noir“ und zwei Croissants, um ein wenig Brennstoff im Körper zu haben.
In dem warmen Café suchte ich die Unterteile meiner Wanderhose aus dem Rucksackfach und „zippte“ sie mit dem Reißverschluss an die Shorts. Jetzt war ich auch gegen Bodenkälte gewappnet.
Da ich bis zu
meiner Abfahrt des Busses in Richtung Mâcon noch weit über eine Stunde Zeit
hatte, lief ich ein letztes Mal durch die Stadt, auf der Suche nach einem
fotogenen Plätzchen. Abermals liefen mir „die Kölner“ über den Weg. Auch sie
waren gerade aufgebrochen, um ihren Weg in Richtung Tramayes fortzusetzen.
Danach ging ich in
Richtung Bushaltestelle. Die Sonne stand mittlerweile merklich höher. Ich
setzte mich auf die Treppe eines verschlossenen Zugangs zum Klostergarten und
genoss die wärmenden Sonnenstrahlen.Da waren sie wieder, die jungen Menschen mit ihren seltsamen Kitteln.
In einem englisch geführten Gespräch erfuhr ich, dass es sich um Studenten einer Ingenieursschule handelt, die insgesamt für vier Jahre, also acht Semester, hier studieren. Über die gesamte Studienzeit wird von ihnen, zum Zeichen der Verbundenheit, in der Öffentlichkeit der Kittel getragen. Die farbigen Stoffverlängerungen am unteren Rand der Kittel verraten den Insidern etwas über die bereits zurückgelegte Studiendauer und die damit erworbenen Privilegien.
Die im Schulterbereich aufgebrachten phantasievollen Namen werden zu Studienbeginn vergeben und während der gesamten Studienzeit von den Studenten beibehalten.
An der Bushaltestelle kam noch ein älteres
niederländisches Pärchen vorbei. Ich bat sie, ein Foto von mir, der
Bushaltestelle und meinem Rucksack zu machen.
Die Unterhaltung wurde schnell in Deutsch,
von der Gegenseite mit deutlichem niederländischem Akzent geführt. Das Pärchen bestand aber darauf, sich mit
mir in „Europäisch“ zu unterhalten ;o). „Europäisch“ = „Deutsch“, und das von
Niederländern, ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen.
Bald darauf fuhr schon der Bus und brachte
mich nach Mâcon.
Während der halbstündigen Busfahrt kam ich
mit einer Lehrerin aus Marburg ins Gespräch, die zuvor eine Woche
in Taizé verbracht hatte. Eine ziemlich „vergeistigte“ Type Mensch.
Sie fand die Idee einen Jakobsweg zu gehen faszinierend. Pro Tag aber über 20
Kilometer zu laufen und hierbei einen Rucksack zu
tragen, dass ging wohl ja gar nicht…… .
Gegen kurz nach 11:00 h kam ich in Mâcon
an.
An dieser Stelle mal ein dickes Lob für die Freundlichkeit und Bemühtheit der Mitarbeiter und die Zuverlässigkeit der französischen Staatsbahn. Bei denen könnte sich die Deutsche Bundesbahn AG eine dicke Scheibe abschneiden, auch in der Preisgestaltung.
Nach dem Essen schlenderte ich auf einer Einkaufsstraße langsam wieder zurück in Richtung Bahnhof.
Diese führte mich zu einem größeren Platz,
der von einer schönen, aus hellen Steinen errichteten Kirche dominiert wurde.
Den Stempel für meinen Ausweis erhielt ich
im Rathaus, das direkt gegenüber der Kirche auf der gegenüberliegenden Seite
des Platzes lag.
Wieder am Bahnhof angekommen hatte ich
noch etwa 20 Minuten Zeit. Ich orientierte mich an den Fahrplänen und setzte
mich auf eine Bank des Bahnsteiges, um die hier letzten Sonnenstrahlen
auszukosten. Gewohnt pünktlich lief mein Zug in den
Bahnhof ein und brachte mich auf direktem Wege zurück nach Beaune.
Um 15:00 h kam ich in Beaune an und ging
zu meinem Wagen, der unversehrt auf dem Parkplatz stand. Am Ortsausgang von Beaune tanke ich mein
Fahrzeug für die Rückfahrt randvoll. In einem nahe gelegenen Supermarkt kaufte
ich noch Getränke und ein wenig Obst als Wegzehrung. Danach fuhr ich auf die Autobahn auf.
Direkt nach passieren der Mautstelle,
teilte sich die Autobahn. Zwei Fahrstreifen in Richtung Lyon / Marseille und
zwei Fahrstreifen Richtung in Paris / Auxerre. Da mein Navigationsgerät nicht
mit mir sprach, entschied ich mich rein gefühlsmäßig für die Richtung Paris /
Auxerre. Prompt 1,5 Sekunden später verkündete das Navi, dass ich zunächst in
Richtung Lyon hätte fahren müssen.
Die Navigationstechnik berechnete sofort
eine neue Route. Diese führte mich zurück nach Dijon, wo meine Autobahn
allerdings am Stadtrand endete. Danach ging es im Berufsverkehr quer durch
Dijon, wo ich am anderen Ende der Stadt die richtige Autobahn in Richtung Metz
/ Luxemburg erreichte.
Die weitere Heimfahrt verlief staufrei und
unspektakulär, obgleich ich hier und starke Regengebiete durchfahren musste.
Während der Fahrt ließ ich nochmals die
letzten Tage Revue passieren.
Ich hatte sehr viel Glück mit dem Wetter
gehabt und obwohl ich ja nur vier Tage gelaufen war, hatte ich tolle und
unvergessliche Erlebnisse.
So war ich froh darüber Moni und Thomas
aus der Pfalz kennen gelernt zu haben, mit denen ich einige sehr schöne und
lustige Stunden verbringen durfte.
Tiefe Eindrücke hatten auch die
freundliche Fürsorge der Gemeindeschwester und des Herrn Duniault in Moroges
bei mir hinterlassen, die sich so selbstlos und rührend um meine trockene
Übernachtungsmöglichkeit gekümmert hatten.
Die Erinnerung an das Treffen auf „die
Kölner“, die sich Einfachheit und Authentizität bei der Begehung ihres
Jakobsweges auf die Fahne geschrieben hatten aber gleichzeitig nicht auf die
Nutzung eines hochentwickelten Navigationsgerätes zurückschreckten, brachte
mich erneut zum Schmunzeln.
Selbst der schmerzhafte Stromschlag am
Weidezaun hatte, mit einigen Tagen Abstand, eine lustige Komponente. Obwohl mir
direkt nach dem Stromschlag nicht gerade zum Lachen zumute war.
So verging die Rückfahrt fast wie im Flug.
Um 23:50 h kam ich zu Hause an. Meine
Kinder waren, wie jedes Wochenede, ausgeflogen. Meine Frau Jutta war gerade im
Begriff hundemüde ins Bett zu gehen.
Von der langen Autobahnfahrt war ich
hellwach und aufgekratzt. Mir kam die gute Flasche Wein vom gestrigen Abend in
Erinnerung, die ich irgendwie noch in den Rucksack gestopft hatte.
Ich kramte den Wein hervor, holte mir ein
Rotweinglas und setzte mich in die Küche. Hier habe ich noch lange die gut 200
Fotoaufnahmen meiner Wanderung auf dem Display der Digitalkamera betrachtet. Es
war eine wirklich schöne Zeit.