Mittwoch, 23. Februar 2011

Tag 9 am 23.02.2011 von Lissendorf nach Birresborn

Ich habe eine Woche Resturlaub. Am Wochenende sowie am Montag und Dienstag war es kalt aber schön. Ich habe Zeit und Gelegenheit gefunden, mich um wenigstens um einen Teil der liegen gebliebenen Gartenarbeit aus dem Vorjahr zu kümmern. Leider verhieß der Wetterbericht nichts gutes. Nur noch heute sollte es schön bleiben, schon in der Nacht zu Donnerstag sollten Schneefälle aufkommen, die anschließend in Regen übergehen sollten. Die unbeständige Witterung soll den Rest der Woche anhalten, dafür solle es aber deutlich wärmer werden.

Also musste die Zeit genutzt werden. Ab mit dem Auto nach Lissendorf bzw. nach Birgel, welches auf der anderen Seite der Kyll liegt. Den Wagen auf dem Parkplatz einer historischen Wassermühle geparkt, die Wanderschuhe an und schon ging es los.


Wieder einmal war es ein kalter Morgen. Im Gegensatz zum letzten mal herrschte eine hochnebelartige Bewölkung, die kaum von der Sonne durchdrungen wurde. Alles lag grau in grau. Der gut ausgebaute Weg führte zunächst durch einsame Felder und Äcker, später dann durch ein Waldgebiet. Der Kylltalweg orientiert sich hier immer an einer schwach befahrenen Kreisstrasse, ist aber in der Regel einige zig Meter von ihr entfernt.


Dann ging es durch weite, wellige Agrarflächen. Ich war ein wenig überrascht über die Weite des Kylltales. So erreichte ich die verschlafenen Örtchen Bolsdorf und Dohm, wo ich wieder unmittelbar an die Kyll gelangte. Hier und da erkennt man man freistehende Hügel bei denen es sich um die Kegel ehemaliger Vulkane handelt.


Weiter verlief der Weg dann nach Bewingen, dem nördlichsten Ortsteil von Gerolstein, am Fuße eines solchen Vulkankegels. Am Wegrand liegt eine Tränke, die im Sommer wohl für eine willkommene Erfrischung sorgt. In Anbetracht der Eisbildung an der Tränkanlage war ich froh über die Thermosflasche mit heißem Tee, die ich mir vorsichtshalber (war auch gut so) mitgenommen hatte.
Hier ab Bewingen verengt sich das Kylltal plötzlich. Nur die Kyll, und die Eisenbahnstrecke passen durch das enge Tal. Der Weg führt einige Meter oberhalb des Talgrundes durch ein Waldgebiet, immer am Hang des ehemaligen Vulkankegels entlang.


Sobald man den Wald verlässt liegt rechter Hand ein wilder Wiesenhang mit vereinzelten Sträuchern und Bäumen. Vermutlich wurde hier der Wald vor Jahrhunderten gerodet.
Geht man einige Meter weiter und blickt zurück, erkennt man oberhalb des Waldes / der Rodung die Ruine der Burganlage Kasselburg aus dem 13. Jahrhundert. Heute befindet sich in und an der Kasselburg eine Greifvogelwarte und ein Wolfsfreigehege.
Im weiteren verläuft der Weg dann oberhalb des Städtchens Gerolstein entlang, bis er in der Nähe des Bahnhofs ins Stadtzentrum führt.
Mittlerweile war es fast Mittag, der graue Hochnebel hatte sich verzogen und es war deutlich wärmer geworden.


Oberhalb Gerolsteins findet sich ein Wahrzeichen der Stadt, die Gerolsteiner Dolomiten. Hierbei handelt es sich um einen (im Bild der "Munterley")  bzw.mehre Kalkfelsen, die mächtig oberhalb der Stadt liegen. Zum Teil sind diese Kalkriffe für den Klettersport freigegeben.


Am Ortsausgang von Gerolstein durchquerte ich dann eine kleine Parkanlage. Hier wird die Kyll durch einen Wehr gestaut.
Im angestauten Bereich der Kyll ergab sich ein tolles Spiegelbild der Erlöserkirche.
Ab hier geht es dann entlang der Eisenbahntrasse, was aber nicht weiter stört, da diese nur zweimal stündlich in jede Richtung befahren wird.
Die letzten vier Kilometer bis Birresborn sind dann allerdings weniger schön. Immer entlang einer Landstraße, der Weg durch eine Leitplanke von der Fahrbahn getrennt.
Die Landstraße ist zwar relativ wenig befahren, dafür sind die Fahrzeuge allerdings mit einer Geschwindigkeit unterwegs, dass man sich schon über die Existenz der Leitplanken freut.


In Birresborn angekommen suchte ich das Pfarramt der Kirche St. Nikolaus auf. Hier traf ich auf den Pfarrer persönlich, einen freundlichen Zeitgenossen. Nach einem Gespräch über die zahlreichen möglichen Routen der Jakobswege in der Eifel drückte er mir den Pfarrstempel in den Pilgerpass und wünschte mir einen guten Weg.

Aufgrund der bestehenden Zustiegsmöglichkeit in den Eifelexpress sollte hier auch dann für heute Schluss meiner Wanderung sein. Über eine schöne alte Brücke überquerte ich die Kyll und begab mich zum Bahnhof. Von dort ging es dann mit dem Zug zurück nach Lissendorf.

Der gesamte Weg verlief über geteerte Feld-, Wald- und Wiesenwege. Er berührte nur wenige kleine Dörfer. Obwohl er sich an der Vekehrsachse Kylltal orientiert, war ich alleine mit mir und der Welt.
Diese Etappe war gut zu bewältigen. Lediglich die letzten Kilometer vor Birresborn waren, entlang der Landstraße, weniger schön. Die Heimreise gestaltete sich, wie die Hinfahrt, problemlos.
Problemlos hat auch mein Körper diese Etappe überstanden.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Tag 8 am 09.02.2011 von Blankenheim nach Lissendorf

Heute war es endlich wieder soweit. Nach den ersten frühlingshaften Tagen im neuen Jahr sollte weiterhin schönes Wetter herrschen und bis zu 10 Grad warm werden. Kurzfristig nahm ich mir einen Tag frei und schnürte die Wanderschuhe.


Zunächst fuhr ich mit dem Auto nach Blankenheim, wo ich es am weit außerhalb gelegenen Bahnhof abstellte. Von dor ging es mit dem Taxibus zum Schlossteich nach Blankenheim, wo meine letzte Etappe im Jahr 2010 endete. Schon bald führte mich der Weg gegenüber des Schlosses wieder auf einen Höhenzug. Das Städtchen Blankenheim lag malerisch unter blauen Himmel und im Morgendunst unter mir.


Auf der Höhe war es ziemlich frostig. Die Sonne hatte noch keine Kraft, und ich musste mich strammen Schrittes warm halten. Sobald ich auch nur kurz verschnaufte, zog die Kälte unangenehm in die Knochen.


Andererseits war durch die Kälte die Luft auch glasklar und der Himmel strahlte in wunderschönen Blautönen. Allerdings war die Welt um mich herum mit einer dicken Raureifschicht überzogen.


Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel und zauberte auf den meistenteils breiten Waldwegen tolle Lichteffekte.

Langsam gewann sie dann auch an Kraft. Hierdurch taute der dicke Reif auf den Bäumen und große Wassertropfen fielen aus dem Astwerk. Teilweise hörte es sich an, als würde es links und rechts des Weges kräftig regnen.


Bei Nonnenbach führte der Weg dann aus dem Hochwald heraus und verlief ein Stück weit auf der Straße durch das vergessene Örtchen.

Bald ging es auf der Straße wieder bergan. Auf der Höhe zweigte links der sogenannt "Wachholderpfad" ab. Dieser läuft genau auf den Kegel eines vor Millionen von Jahren erloschenen Vulkans zu, der heute nur noch als großer bewaldeter Hügel erkennbar ist.
Links und rechts des Wachholderpfades grenzt eine eher heideähnliche Landschaft.


Auf dem Pfad  geht es dann wieder durch Waldgebiete an den Hängen des erloschenen Vulkans entlang, bis ins Schafbachtal. Vom kleinen Örtchen Ahrmühle in Richtung Walberg verlief der Weg dann über größere Strecken durch Weidegebiet, immer entlang der Frostgrenze. Links des Weges im Schatten lag immer noch dick der Raureif, der rechts des Weges in der Sonne schon abgetaut war. Ein tolles Bild.


Auf dem Bergrücken bei Walberg angekommen war es inzwischen früher Nachmittag. Die direkte Sonneneinstrahlung war auf der Haut als Wärme spürbar, dennoch war die Luft noch sehr kalt.
Von dem Höhenzug ergab sich ein phantastischer Blick auf die Weiten der Eifellandschaft.
Hier traf ich erstmals auf einen anderen Jacobspilger. Einen 66jährigen Dänen, der Anfang Januar in Dänemark losgegangen ist und der die weitere Route über Trier / Vezelay / S.J.-Pied-de-Port / Camino Frances in einem Stück laufen will.


Wir liefen etwa nur drei Kilometer zusammen. Hinter Walberg führte sein Weg dann klassisch in Richtung Dahlem / Kronenburg / Prüm. Aufgrund der besseren Nahverkehrsanbindung im Sinne meiner Tagesettapen hatte ich mich für die Alternativroute durchs Kylltal entschieden. Also trennten sich unsere Wege und wir wünschten und einen "Guten Weg".

Bald hinter Walberg ging es dann durch einen Forst talwärts ins Kylltal. Hier wurden Waldarbeiten ausgeführt und der Waldweg war durch schwere Zugmaschinen in ein schlammiges Etwas  verwandelt worden. Zum Glück war der größte Teil des Matsches noch gefroren, dennoch habe ich mir Schuhwerk und Hose total eingesaut.

In Jünkerath stieß ich dann auf die Kyll. Hier holte ich  mit in der kath. Gemeinde auch meinen Etappenstempel für den Pilgerpass.


Ab Jünkerath verläuft der Weg dann eher langweilig entlang von Fahrstraßen bis Lissendorf. In mir kamen Gedanken auf, ob die Entscheidung für die Kylltalroute wirklich gut war.
Es kann eigentlich nur besser werden. Das einzig sehenswerte auf diesem Teilstück war der Vorgarten eines Kunstschmiedes, der offensichtlich über eine gehörige Portion schwarzen Humors verfügte.

Ab Lissendorf ging es dann mit der DB zurück nach Blankenheim-Wald. Der Bahnsteig Lissendorf lag aufgrund der langsam untergehenden Sonne erst teilweise, später ganz im Schatten. Ich musste weit über eine Stunde auf meinen Zug warten, da dieser nur stündlich fährt. Nur jede zweite Stunde fährt ein Zug, der auch an allen kleinen Haltestellen hält. Während der Wartezeit habe ich kräftig gefroren.

Die Rückfahrt mit dem Pkw gestaltete sich ausnahmsweise auch im Kölner Autobahnring völlig problemlos, so dass ich bereits um 18:00 h wieder zu Hause war. Die Kälte vom Bahnsteig habe ich den ganzen Abend nicht mehr aus den Knochen bekommen. Dafür glühte mein Gesicht knallrot, war es die Auswirkung der frischen Witterung oder bereits ein erster Sonnenbrand? Wie schon nach der allerersten Tour schmerzte mein linkes Knie wieder derart, dass ich kaum eine Treppe begehen konnte. Die lange Winterpause hat meinen Gelenken wohl nicht so gut getan.