Freitag, 9. September 2011

Tag 21 am 09.09.2011 von Toul nach Autreville

Ich habe im Hotel geschlafen wie ein Stein. Pünktlich um 07:00 h war ich beim Frühstück. Bereits gegen 07:30h machte ich mich auf meinen heutigen Weg.


Es regnete leicht aber beständig und es war kühl. Zunächst habe ich mir nur meine Regenjacke übergezogen. Ich ging zügig stadtauswärts, um mich warm zu halten. Zunächst hatte ich das falsche Stadttor in der Festungsmauer erwischt. So musste ich einen viertel Kreis um den Stadtkern herum zurücklegen, um an die richtige Ausfallstraße zu gelangen. Danach ging es über eine leicht ansteigende Straße aus Toul hinaus.
                                             

Die Route führte an einem riesigen Kasernengelände des französischen Militärs entlang. Gelegentliche Einblicke auf das Militärareal gaben den Blick auf hunderte schwerer Lkw und Satteltieflader frei. Offensichtlich war hier eine Transporteinheit stationiert. Im Anschluss an die Kaserne schloss sich ein großer Soldatenfriedhof an. Auf dem gepflegten Friedhof standen unzählige Grabkreuze die ausnahmslos geometrisch exakt ausgerichtet waren.


In Höhe des Friedhofes musste ich nach links in eine Seitenstraße einbiegen. Diese führte direkt in das kleine Weinbaugebiet Cote-de-Toul. Hier werden aus roten Trauben „Gris“ Weine, also graue Weine, gekeltert. In Wirklichkeit erinnern diese aber eher an Rosé Weine.

Das Wetter wurde immer regnerischer und schon bald zog ich mir auch die Regenhose über. Es war ein dichter, feiner Sprühregen der von allen Seiten zu kommen schien. Bald erreichte ich den Ort Domgermain und damit die Straße D1. Sie folgt der alten Römertrasse in Richtung Süden. Die D1 verläuft ständig auf halber Weinberghöhe und gibt auf der linken Seite einen Blick in das Moseltal, welches hier eher als Ebene beschrieben werden kann, frei.


So windet sich die D1 als „Route du Vin et de la Mirabelle“ an dem Höhenzug entlang. Tatsächlich führt sie an zahlreichen kleinen Weinfeldern, Mirabellenplantagen und Streuobstwiesen vorbei. Ich kann behaupten, dass ich am heutigen Tag einen wahren Obsttag hatte. Alle paar hundert Meter pflückte ich mir eine kleine Weintraube, einen bissfesten Apfel, eine aromatische Birne oder eine Handvoll Pflaumen, die allerdings schon deutlich überreif waren. Auf die Ernte von Brombeeren habe ich verzichtet, da Dornensträucher und dünne Regenbekleidung nicht gut zusammen passen.
                               
Das obige Bild war auch das letzte Bild, was ich mit der Digitalkamera am heutigen geschossen habe, danach ist sie im wahrsten Sinne des Wortes „abgesoffen“ und hat ihren Dienst quittiert. Jetzt hatte ich nur noch die schwache Kamera des Handys zur Verfügung. Innerlich habe ich mich schon darauf eingestellt, im nächst besten Supermarkt eine neue, billige Digitalkamera kaufen zu müssen.

 

 
So trottete ich schlecht gelaunt meinen Weg an so klangvollen Dörfern wie Charmes-La-Cotê, Mont-Le-Vignoble und Blénod-Les-Toul entlang. In Bulligny war zumindest das Bürgermeisteramt geöffnet  und ich konnte mir dort einen Stempel abholen. 


Hinter Bulligny bog der Weg nach links ab und ich folgte der Straße bis hinter Bagneux. Dort kreuzte die Straße auf einer Hügelkuppe die alte Römerstraße, der ich nun nach rechts folgen musste. Ab dort ging es nun für die nächsten Kilometer immer geradeaus. Der Dauerregen hatte mittlerweile aufgehört. Dennoch musste ich das Regenzeug anbehalten, da immer wieder kleinere Schauer niedergingen. Die Römerstrasse verläuft etwa einen Kilometer vor der Hügelkette, an der ich zuvor entlang gewandert war. So konnte ich schon immer im Vorfeld gegen die dunklen Hügel sehen, wann der nächste Schauer in Form eines grauen Vorhangs auf mich zuzog.


Unter einer Hochspannungsleitung musste ich dann den alten Römerweg verlassen, um auf einer kleinen Fahrstraße nach Autreville zu gelangen. Hier begab ich mich zur einzigen Unterkunftsmöglichkeit, das „Le Relais Rose“. Ich klingelte die Betreiberin, Mme. Loeffler, heraus und fragte nach einem Bett für die Nacht. Sie gab mir ihr preisgünstigstes Zimmer.


Da ich am Abend noch etwas Essen wollte, versprach sie mir, ein spezielles Pilgermenu für 15 Euro zu kochen. Dieses Menu konnte sich sehen lassen. Es gab als Vorspeise Spalten von Honigmelonen, danach einen grünen Salat mit Cherrytomaten sowie Streifen von verschiedenen geräucherten Schinken und einem Stückchen gebratener Kaninchenleber, als Hauptgang ein Steak mit Kartoffelgratin und Wurzelgemüse und als Nachspeise ein Stück Apfelkuchen mit einer Kugel Vanilleeis. Ein Glas Rotwein gab es gratis dazu. Andere Hotelgäste mussten für ihr Abendmenu mindestens 25 Euro zahlen, wobei diese sich nur im Hauptgang (nicht unbedingt besser) unterschieden und die Getränke gesondert gezahlt werden mussten. So fand der verregnete Tag noch ein zufriedenstellendes Ende.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen