Schnell konnte ich den gut ausgezeichneten Wanderweg wieder aufnehmen.
In Höhe des Dorfes Corgoloin verlor ich ein wenig die Orientierung und lief mich bei einem Weingut fest. Nach der Buchbeschreibung sollte der Weg zwischen Wald und Weinfeldern entlang gehen. Tatsächlich führte die Route aber für einige hundert Meter mitten durch einen Wald, bevor er wieder die Weinfelder erreichte. Ein Blick in die Landkarte brachte mir Klarheit, und schon ging es weiter.
Ich passierte zunächst ein komplett vom Wein überranktes, verlassenes Haus und gelangte anschließend direkt an das recht beeindruckende „Chateau de Corton Andre“.
Irgendwie beschwingt lief ich heute meine Route ab und kam hierbei sehr gut voran.
Vielleicht lag es ja daran, dass ich mit dem restlichen Wein vom gestrigen Abend das Wasser in meiner Flasche leicht aromatisiert hatte.
Auf dem Campingplatz traf ich einen deutschen Landsmann, der hier ebenfalls Station machte.
Er war mit einem ganz ungewöhnlichen Gefährt, einen Ford „Tin Lizzy“ unterwegs.
Danach ging ich erst einmal in die Stadt.
Durch ein altes Stadttor erreichte ich eine zentrale Einkaufsstraße.
Diese führte geradewegs zu einem schönen Stadtplatz mit kleinen Restaurants und Barbetrieben.
Ich nutzte den gemütlichen Ort, um mich in unmittelbarer Nähe des Brunnens bei einem erfrischenden Getränk mit Hilfe des Stadtplanes zu orientieren.
Aufgrund vorhandener Sprachschwierigkeiten wurde mir ein Klosterbier „Affligem“ serviert. Ein süffiges Bier mit süßlich-herber Note.
Zunächst ging es natürlich zu der Kirche „Notre Dame“, um einen Stempel für den Pilgerpass einzuholen. Auch hier gab es wieder einen kleinen Verkaufsstand in der Kirche. Dort wurde der Stempel aber diesmal nicht vorgehalten, sondern im Pfarrbüro. Kurzerhand schloss die Dame ihren Verkaufsstand ab, und führte mich über einen versteckten und ruhigen Kirchhof zum Pfarramt, wo ich, wie erwartet, den begehrten Stempel erhielt.
Anschließend ging ich dann durch die Altstadt, um den einen oder anderen sehenswerten Ort auf mich wirken zu lassen.
Den absoluten Höhepunkt der Stadtbesichtigung stellt das „Hostel Dieu“ dar.
Ein Krankenhaus, dass bereits im15. Jahrhundert im Auftrag des burgundischen Edelmannes Nicolas Rolin erbaut wurde und der gesundheitlichen Versorgung der Ärmsten der der Stadt dienen sollte.
Hier wurden noch bis Ende des letzten Jahrhunderts alte Menschen gepflegt.
Aufgrund großzügiger Schenkungen in Form von Weinfeldern im Mittelalter (gegenwärtig durchweg hochwertigste Weinlagen), ist die Stiftung bis zum heutigen Tage finanziell so gut aufgestellt, dass das historische Gebäude als Museum erhalten werden kann. Zeitgleichgleich wird eine neue, moderne Klinik betrieben und verbleibende finanzielle Überschüsse in eine der führenden medizinischen Forschungsstätten Frankreichs gesteckt.
Ich zahlte 7 Euro Eintritt, um das eindrucksvolle Gebäude zu besichtigen. Ausgerechnet hier war der Akku meiner Kamera leer und versagte seinen Dienst. Deshalb musste ich mir mit zwei Postkarten aus dem Souvenirshop weiterhelfen. „Merde!“
Enttäuscht wegen des Kameraausfalls hielt ich die Besichtigungsrunde kurz. Aber ich nahm mir vor, das „Hostel Dieu“ zu Beginn meiner nächsten Wanderetappe unbedingt noch einmal zu besuchen.
Ich ging zurück zum Campingplatz. In dem kleinen, angegliederten Restaurant herrschte Hochbetrieb, dies schien mir ein gutes Zeichen.
Da sich ein deutliches Hungergefühl breitmachte, entschloss ich mich zu einer ausgiebigen Abendmahlzeit.
Ich wählte als Vorspeise geräucherten Alpenschinken mit Brot, als Hauptgang falsches Filet vom Charolais-Rind in Pfefferrahm mit Fritten, als Nachspeise drei Sorten Käse der Region und zum Dessert ein Zitronensorbet, welches ich nur noch mit Mühe schaffte.
Nach dem äußerst schmackhaften und relativ preiswerten Essen begab ich mich zum Zelt, wo ich sehr schnell in einen tiefen, zufriedenen Schlaf fiel.