Montag, 18. Juni 2012

Tag 32 am 18.06.2012 von Nuits-Saint-Georges nach Beaune

Da ich heute eine kürzere Etappe vor der Brust hatte, habe ich im Hotel erst einmal in aller Ruhe gefrühstückt. Erst um 08:30 h bin ich dann aufgebrochen, um weiter durch das Weinbaugebiet Cote d’Or zu wandern.

Schnell konnte ich den gut ausgezeichneten Wanderweg wieder aufnehmen.


In Höhe des Dorfes Corgoloin verlor ich ein wenig die Orientierung und lief mich bei einem Weingut fest. Nach der Buchbeschreibung sollte der Weg zwischen Wald und Weinfeldern entlang gehen. Tatsächlich führte die Route aber für einige hundert Meter mitten durch einen Wald, bevor er wieder die Weinfelder erreichte. Ein Blick in die Landkarte brachte mir Klarheit, und schon ging es weiter.

Ich passierte zunächst ein komplett vom Wein überranktes, verlassenes Haus und gelangte anschließend direkt an das recht beeindruckende „Chateau de Corton Andre“.


Irgendwie beschwingt lief ich heute meine Route ab und kam hierbei sehr gut voran.
Vielleicht lag es ja daran, dass ich mit dem restlichen Wein vom gestrigen Abend das Wasser in meiner Flasche leicht aromatisiert hatte.



Schon am späten Vormittag kam ich in Beaune an. Wieder leistete mir der in Is-sur-Tille erhaltene Stadtplan gute Dienste. Ich fand den Campingplatz schnell, bekam einen schönen Stellplatz zugewiesen und baute mein Zelt sofort auf.


Auf dem Campingplatz traf ich einen deutschen Landsmann, der hier ebenfalls Station machte.
Er war mit einem ganz ungewöhnlichen Gefährt, einen Ford „Tin Lizzy“ unterwegs.


Danach ging ich erst einmal in die Stadt.
Durch ein altes Stadttor erreichte ich eine zentrale Einkaufsstraße.



Diese führte geradewegs zu einem schönen Stadtplatz mit kleinen Restaurants und Barbetrieben.
Ich nutzte den gemütlichen Ort, um mich in unmittelbarer Nähe des Brunnens bei einem erfrischenden Getränk mit Hilfe des Stadtplanes zu orientieren.


Aufgrund vorhandener Sprachschwierigkeiten wurde mir ein Klosterbier „Affligem“ serviert. Ein süffiges Bier mit süßlich-herber Note.
 
 
Wie ich anhand des Stadtplanes schnell feststellen konnte, hatte Beaune nur einen recht kleinen historischen Stadtkern. Die Stadt ist für meinen Geschmack bei weitem nicht so sehenswert wie Dijon.

Zunächst ging es natürlich zu der Kirche „Notre Dame“, um einen Stempel für den Pilgerpass einzuholen. Auch hier gab es wieder einen kleinen Verkaufsstand in der Kirche. Dort wurde der Stempel aber diesmal nicht vorgehalten, sondern im Pfarrbüro. Kurzerhand schloss die Dame ihren Verkaufsstand ab, und führte mich über einen versteckten und ruhigen Kirchhof zum Pfarramt, wo ich, wie erwartet, den begehrten Stempel erhielt.



Anschließend ging ich dann durch die Altstadt, um den einen oder anderen sehenswerten Ort auf mich wirken zu lassen.




Den absoluten Höhepunkt der Stadtbesichtigung stellt das „Hostel Dieu“ dar.
Ein Krankenhaus, dass bereits im15. Jahrhundert im Auftrag des burgundischen Edelmannes Nicolas Rolin erbaut wurde und der gesundheitlichen Versorgung der Ärmsten der der Stadt dienen sollte.
Hier wurden noch bis Ende des letzten Jahrhunderts alte Menschen gepflegt.

Aufgrund großzügiger Schenkungen in Form von Weinfeldern im Mittelalter (gegenwärtig durchweg hochwertigste Weinlagen), ist die Stiftung bis zum heutigen Tage finanziell so gut aufgestellt, dass das historische Gebäude als Museum erhalten werden kann. Zeitgleichgleich wird eine neue, moderne Klinik betrieben und verbleibende finanzielle Überschüsse in eine der führenden medizinischen Forschungsstätten Frankreichs gesteckt.

Ich zahlte 7 Euro Eintritt, um das eindrucksvolle Gebäude zu besichtigen. Ausgerechnet hier war der Akku meiner Kamera leer und versagte seinen Dienst. Deshalb musste ich mir mit zwei Postkarten aus dem Souvenirshop weiterhelfen. „Merde!“


Enttäuscht wegen des Kameraausfalls hielt ich die Besichtigungsrunde kurz. Aber ich nahm mir vor, das „Hostel Dieu“ zu Beginn meiner nächsten Wanderetappe unbedingt noch einmal zu besuchen.

Ich ging zurück zum Campingplatz. In dem kleinen, angegliederten Restaurant herrschte Hochbetrieb, dies schien mir ein gutes Zeichen.

Da sich ein deutliches Hungergefühl breitmachte, entschloss ich mich zu einer ausgiebigen Abendmahlzeit.

Ich wählte als Vorspeise geräucherten Alpenschinken mit Brot, als Hauptgang falsches Filet vom Charolais-Rind in Pfefferrahm mit Fritten, als Nachspeise drei Sorten Käse der Region und zum Dessert ein Zitronensorbet, welches ich nur noch mit Mühe schaffte.

Nach dem äußerst schmackhaften und relativ preiswerten Essen begab ich mich zum Zelt, wo ich sehr schnell in einen tiefen, zufriedenen Schlaf fiel.












































 

 

 

 

 

 

 

Sonntag, 17. Juni 2012

Tag 31 am 17.06.2012 von Dijon nach Nuits-Saints-Georges

Gegen 04:00 h morgens gab es einen kurzen Gewitterschauer. Um 07:00 h hatte ich mein nasses Zelt zusammengebaut und war startklar. Zunächst ging es über den Canal de Bourgogne aus der Stadt heraus.


Am frühen Sonntagmorgen hatte hier eine Bäckerei geöffnet in der ich zwei frische Croissants und eine schöne Tasse Kaffee genoss.

Bereits unmittelbar am Stadtrand, bei Genove, gab es dann den allerersten Weinberg zu sehen, auf den ich schon so lange gewartet hatte.


Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte war die Tatsache, dass ich den ganzen Tag fast ausschließlich durch Weinberge gehen würde. Schon bald konnte ich den „Chemin des Grand Crus“, den „Weg der großen Weine“, aufnehmen.



Sehr bald erreichte ich das Örtchen Fixin mit seiner alten Kirche und einer ersten großen Weinlage.


Doch unmittelbar hinter Fixin wurde die Strecke unerwartet beschwerlich. Es ging auf einem felsigen Trampelpfad steil bergauf. Nicht nur, dass der Weg durch den nächtlichen Regen ziemlich rutschig war, es galt auch einige umgestürzte Bäume zu über- oder unterklettern.


Oben auf dem Bergrücken führte mein weiterer Weg durch eine nahezu heideähnliche Landschaft oder aber durch Wälder mit bis zu vier Meter hohen Buchsbäumen.


Schon nach weniger als einer Stunde gelangte ich wieder aus dem Wald hinaus und passierte ein verlassenes Kloster. Vor dem Kloster war das steinerne Denkmal eines Mönches aufgestellt, welches irgendwie ein wenig gruselig wirkte.


Wie schon Eingangs beschrieben, ging es immer und immer weiter durch die riesigen Weinfelder.


Hierbei passierte ich immer häufiger Spitzenlagen, die durch liebevoll errichtete und zum Teil geschmückte Steintore erkennbar waren.



Inmitten der Weinfelder liegen immer wieder prächtige Weingüter. Aber auch das eine oder andere versteckte Örtchen, wie Chambolle-Mussigny.



Direkt hinter Chambolle-Mussigny muss sich der Pilger entscheiden, ob er über Vezelay oder aber über Le Puy seinen Weg fortsetzen will, denn hier trennen sich die beiden Wege.


Als nächste Station passierte ich das wohl fotogenste Weingut am heutigen Tag, das „Château Clos de Vougeot“, welches sogar die Titelseite meines Wanderführers ziert.


Auch noch hinter dem Château Vougeot zieht sich der Weg unentwegt durch die Weinberge und scheint niemals enden zu wollen.


Im nächsten Ort, Vosne Romanée, bat ich einen Anwohner darum, mir die Trinkflasche aufzufüllen.
Ich muss wohl sehr durstig ausgesehen haben. Jedenfalls bekam ich eine Flasche Bier angeboten, die in meiner Kehle förmlich verdampfte.

Zu guter letzt erreichte ich dann irgendwann mein Tagesziel Nuits-Saint-Georges, einen schmucken kleinen Ort der das Zentrum des hiesigen Weinhandels darstellt.


Überall im Ort finden sich zum Teil sehr exklusive Verkaufsräume der Winzereien aus dem Umland. Man kann dort die guten Weine verkosten. Jedoch sind die Flaschen preislich fast nie ausgezeichnet. Dieser Umstand machte mich sehr, sehr vorsichtig.
 
 
 
Sehr bald fand ich meine Unterkunft, das Hotel L Étoille, direkt an einem kleinen Stadtplatz mit Brunnenanlage gelegen. Der Betreiber war sehr freundlich und sprach neben französisch auch englisch und deutsch.


Für nur 32 Euro konnte ich hier in ein sauberes Zimmer mit rustikalem Charme einziehen und ein Frühstück war im Preis inbegriffen. Der Anhänger des Zimmerschlüssels hatte regionalen Stil.



Irgendwann fand ich am späteren Abend einen Weinhandel, in dem die Weine ausgezeichnet waren. Mich wunderte nichts mehr. Der hier aufgerufene Preis bezog sich allen Ernstes auf eine einzelne Flasche des guten Tropfens und nicht etwa auf einen 6er Karton.



Und dieser Preis war keine Ausnahme.

Nach längerer Suche fand ich dort versteckt eine Flasche Tafelwein für immerhin 15,50 Euro. Ich kaufte sie und bekam sie mit den leicht abfällig klingenden Worten „It’s a nice wine“ vom Verkäufer ausgehändigt.

Ich ließ den Abend bei einem schmackhaften Menu auf der Hotelterrasse ausklingen. Es gab einen schönen Salat, danach gegrillten Schinken mit Pommes Frites und zum Abschluss verschiedene Käsesorten mit Brot. Auf ein Glas Wein verzichtete ich lieber und hielt mich eher an ein Glas Bier vom Fass, was bisher immer kalkulierbare 2,60 – 2,80 Euro gekostet hatte.

Nach dem Sonnenuntergang zog ich mich in mein Zimmer zurück und öffnete die Flasche Wein.

Da es ein sehr gehaltvoller Tropfen war, habe ich sie nicht ganz geschafft und fiel glücklich in einen tiefen festen Schlaf.














Samstag, 16. Juni 2012

Tag 30 am 16.06.2012 von Messigny-et-Vantoux nach Dijon

Bei einem ersten Blick aus dem Bett durch das Fenster wurde klar, heute wird ein heißer Tag. Gemeinsam mit dem Ehepaar aus Trier hatten wir am Vorabend Herrn Deschamps davon überzeugen können, dass es schon um 07:30 h Frühstück gab.

Das Ehepaar wollte sich heute nicht lange in Dijon aufhalten, da es für die Rückreise einen Zweitagesaufenthalt eingeplant hatte.  Ich hingegen wollte ziemlich zeitig dort sein, um am Nachmittag die Stadt zu erkunden. Die kurze Wegstrecke kam mir daher sehr gelegen.
Wir trennten uns, ohne dass ich den Namen des Ehepaares erfahren hatte. Seltsame Leute. Wir wünschten uns dennoch gegenseitig einen „Bon Camino“.

Auf dem Weg aus Messigny-et-Vantoux heraus passierte ich ein typisches Waschhaus, wie es fast in jedem Ort anzutreffen ist.


Auch einige erste Weinreben gab es dort in einer kleinen Parkanlage zu sehen, die ich eigentlich schon viel früher erwartet hatte. Ich war ehrlich gesagt ein wenig überrascht, wie waldreich meine bisherige Wanderwoche verlaufen war.


Bald lagen die Häuser von Messigny hinter mir. Der Weg führte mich, wie konnte es anders sein, stetig bergan durch einen lichten Wald. Überall im Wald waren einzelne Kleinlieferwagen abgestellt. Zu sehen war niemand. Komisch.


An einer Stelle traf ich dann auf zwei Männer, die eine besondere Pilzart (wie Pfifferlinge, nur größer) suchten. Vermutlich waren hier alle Köche Dijons am frühen Morgen mit der Pilzsuche beschäftigt.

Auf dem Bergrücken angekommen verlief der Weg dann fast eben durch einen großen Nadelwald. Trotz der frühen Morgenstunde war es schon beachtlich warm geworden.


So erreichte ich das Örtchen Hauteville-des-Dijons mit seiner auffälligen Kirche.
Die Steine ihrer Außenmauern sind nicht wie üblich einfach übereinander geschichtet sondern wurden in einer Art Fischgrätmuster vermauert.
Von den Bewohnern des Örtchens wurde diese Bauweise in längst vergangener Zeit als das Werk von Feen misstrauisch betrachtet.


Vom schönen Kirchhof aus war ein Blick in die Ebene der Saone möglich. Bei sehr guter Sicht sollte man von dort sogar das Juragebirge und dahinter bis in die Alpen blicken können. Leider lag schon in der frühen Stunde Hitzedunst in der Luft, so dass ich am Horizont das Juragebirge nur schwach erahnen konnte.


Direkt hinter dem Ort Hauteville-des-Dijons war dann auch ein erster Blick auf Dijon selbst möglich.


Da eine neue Autobahn am Stadtrand Dijons gebaut wurde, war unklar, ob man sich von Hauteville aus an den eigentlichen Jakobsweg halten konnte. Ich entschloss mich daher über Daix und
Fontaines-lès-Dijon zu gehen. Hierbei wollte ich zielstrebig den Campingplatz am Lac-Canoine-Kir am Stadtrand von Dijon aufsuchen, um dort mein Zelt aufzubauen und mich des Rucksacks zu entledigen.
Auf diesem Weg leistete mir das Faltblatt mit dem Stadtplan von Dijon, den ich in Is-sur-Tille erhalten hatte, wertvolle Dienste. Auf einer staubigen Einfallstraße nach Dijon hielt erneut ein Autofahrer und fragte mich nach dem wohin. Auch er erklärte sich bereit, mich zum Zeltplatz zu fahren, was ich abermals ablehnte.

Bereits in der frühen Mittagszeit erreichte den schön gelegenen Zeltplatz in unmittelbarer Nähe des Flüsschens Ouche. Hier baute ich schnell mein Zelt auf und ging danach in die Innenstadt, um Dijon zu erkunden.


Als erstes ging es zur Kathedrale, an der, wie an jeder anderen Kathedrale, fleißig restauriert wurde.


An einem kleinen Verkaufsstand innerhalb des Gotteshauses bekam ich den Stempel für meinen Pilgerausweis. Der dort anwesende ältere Herr behandelte mich als Pilger mit einer Hochachtung, die mir schon fast peinlich war. Immerhin durfte ich die Krypta der Kathedrale besichtigen, ohne hierfür den regulären Eintritt zahlen zu müssen. Es war schon recht interessant, einmal in den Keller eines derartigen Bauwerks blicken zu dürfen.


Aber auch der Innenraum der Kathedrale wirkte sehr beeindruckend auf mich.


Direkt an der Kathedrale verläuft ein gut ausgeschilderter Rundweg. Er führt an allen Sehenswürdigkeiten Dijons vorbei. Auf dem Weg sind alle fünf Meter kleine Messingplatten mit dem Symbol einer Eule eingelassen.



Der Rundweg ist einfach ein Muß.

Es gibt viel in Dijon zu sehen, alte Fachwerkhäuser, prachtvolle Plätze, schmuckvolle Häuser aus den letzten Jahrhunderten und immer wieder Kirchen.









Ich bin insgesamt gut vier Stunden lang fasziniert durch die Stadt gelaufen.
In meinen Freizeitschuhen ohne Fußbett taten mir anschließend die Füße richtig weh.
Müde, aber voller Eindrücke ging ich zurück zum Zeltplatz. Ich durchquerte eine kleine Parkanlage, die sich entlang des Flüsschens „Ouche“ erstreckte.


So gelangte ich an den Lac-Canoine-Kir, einem künstlich angelegten Erholungsareal.
Hier fand ich schnell ein paar große Steine auf denen ich mich niederlassen konnte, um meine Füße ausgiebig im Wasser zu kühlen.


Den Rest des Abends verbrachte ich dann auf dem Zeltplatz. Im kleinen Restaurant gönnte ich mir eine Portion Pommes Frites. An meinem Zelt genoss ich noch eine Flasche Wein und ließ die Eindrücke eines wunderschönen Tages noch einmal Revue passieren.