Daraus ergaben sich natürlich wieder Überstunden, die ich heute bereits abfeiern konnte. Schnell war der Rucksack und die Wanderstiefel gepackt. Schon um 06:00h fuhr ich los in Richtung Birresborn.
Wieder einmal lag der Nebel dicht in den Tälern. In vereinzelten Ecken war links und rechts der Fahrbahn noch Raureif auszumachen. Teilweise war der Nebel so dicht, dass ich nur 30 Km/h fahren konnte. So nahm die Anreise nach Birresborn ziemlich genau zwei Stunden in Anspruch. Da mittlerweile die Sonne um 08:00h schon deutlich über dem Horizont stand, war aber in den Höhenlagen jetzt schon klar, es sollte ein schöner Tag werden.
Nachdem ich in Birresborn meinen Wagen in Bahnhofsnähe abgestellt hatte, ging es los. Zunächst aus Birresborn heraus, über die Kyll und am Friedhof entlang. Der Nebel hier hätte hier jedem Gruselfilm zur Ehre gereicht. Aber wenn man senkrecht nach oben schaute, war der blaue Himmel schon zu erahnen. Im Gegensatz zu den letzten Etappen war es nicht mehr so klirrend kalt aber dennoch unangenehm kühl. Immerhin zwitscherten heute überall die Vögel und so hielt ich mich zügigen Schrittes warm.
Nach etwa drei Kilometern erweiterte sich das Kylltal und das Dörfchen Mürlenbach kam in Sichtweite. Das Ortsbild wird von der mächtigen Bertradaburg dominiert, welche langsam durch den Nebel erkennbar wurde. Bis ich den Ortskern von Mürlenbach erreichte, hatte die Sonne die Nebelschwaden weitestgehend aufgelöst und es gab nicht eine Wolke am strahlend blauen Himmel.
Leider ging es dann zunächst linksseitig der Kyll weiter in Richtung Densborn. Der Weg verlief hier im Schatten eines nahezu undurchdringlichen Nadelwaldes. Dementsprechend war es noch immer unangenehm kühl.
Neidisch schaute ich hin und wieder auf den Gegenhang des Kylltales, der im prallen Sonnenlicht lag. In Höhe der Dörfchen Usch / Zendscheid wechselte ich dann die Talseite. Es war mittlerweile 10:45h. In der sonnigen Tallage wurde es mir bald zu warm. Ich zog den Anorak aus und krempelte die Hemsärmel auf.
Ab dort führt der immer geteerte Weg unmittelbar entlang der Kyll in Richtung Kyllburg. Kurz vor Kyllburg, am "Strenger Hals" führt der Rad-/Wanderweg dann gemeinsam mit der Eisenbahnstrecke durch den 180m langen Dechentunnel. Eigentlich war der dieser Weg zum Zeitpunkt meiner Wanderung aufgrund von Hangsicherungsarbeiten auf Kyllburger Seite gesperrt. Da es gerade Mittagszeit war, vertraute ich darauf, dass die Arbeiter auf der anderen Seite gerade Pause machten.
Tatsächlich habe ich es auch so angetroffen. Nach einem zunächst mürrischen Hinweis auf die Wegsperrung ergab sich dann doch noch ein kurzes, nettes Gespräch.
Von Kyllburg selbst war ich ein wenig enttäuscht. Ich hatte mir eigentlich einen größeren Ort, ähnlich Gerolstein, vorgestellt. Erlebt habe ich einen Ort, der sich entlang einiger weniger Straßen bergwärts erstreckt.
Laut Beschreibung des Rad-/Wanderweges, soll sich die einzige nennenswerte Steigung hinter Kyllburg befinden. Tatsächlich steigt hier der Weg im Verlauf einer stadtauswärts führenden Straße auf knapp zwei Kilometern um geschätzte gut zweihundert Höhenmeter an. Ich möchte den Freizeitradler sehen, der diese Steigung ohne Abzusteigen bewältigt. Auf dem Höhenzug angekommen, bietet eine Schutzhütte mit Bänken an der "Wilsecker Linde" eine gute Stelle zur Rast. Mit Blick in Richtung Trier erscheint hier die Eifel eher als wellige Hochfläche.
Ab der "Wilsecker Linde" führt der Weg dann entlang einer kaum befahrenen Kreisstraße bis nach Bitburg-Erdorf. Diese führt dann unterhalb der mächtigen Kylltal-Autobahnbrücke der BAB A60 hindurch. In Bitburg-Erdorf selbst, war "der Hund begraben". Keinerlei Geschäfte, weder Pfarrer noch Gemeindemitarbeiter vor Ort, keine Polizeidienststelle, kein öffentliches Amt. Erstmals habe ich mir den Pilgerpaß-Stempel in einem Gasthaus holen müssen, welches aber auch erst um 16:00h öffnete. Die Wartezeit habe ich auf einer gepflegten, sonnigen Bank in Bahnhofsnähe verbacht.
Die Rückfahrt funktionierte ohne Probleme. Es gab sogar einen DB-Fahrkartenautomaten (der hier allerdings nur max. 10 Euroscheine annahm). Die Autobahn war frei und gegen 19:10h war ich wieder zu Hause in Solingen. Es war ein wirklich schöner Tag. Ich habe die ersten Schmetterlinge im Jahr 2011 gesehen. Und in den zum Teil sumpfigen Kylltalauen quakten die Frösche/Kröten, was das Zeug hielt. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Etappe, wenn es vielleicht schon etwas grüner ist.